Mössinger Generalstreik
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Die Bewertung des Widerstands

In den 1950er-Jahre begann man sich mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu beschäftigen. Die Bewertung war jedoch äußerst problematisch, zeigten die Widerstandstaten den Deutschen auf unbequeme Weise auf, dass es in der „nationalsozialistischen Volksgemeinschaft“ eben doch möglich gewesen war, „anders zu handeln“. Peter Steinbach bezeichnet den Widerstand deshalb als „Stachel im Fleisch der deutschen Nachkriegsgesellschaft“. Am leichtesten tat man sich mit dem christlich-ethisch begründeten Widerstand wie der des Dietrich Bonhoeffer oder der Weißen Rose. Der militärische und zivile Widerstand des 20. Juli 1944, dem noch jahrelang der Vorwurf des Landesverrats gemacht wurde, erfuhr in den 1950er-Jahren die erste Rehabilitation. Georg Elser, der sein Attentat auf Hitler alleine geplant und durchgeführt hat, fand dagegen erst ab den 1990er-Jahren seine umfassende Anerkennung. Und der linke, insbesondere kommunistische Widerstand geriet in die Auseinandersetzung der beiden deutschen Staaten in den Zeiten des Kalten Krieges. Während die DDR diesen in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellte, spielte er in der Bundesrepublik jahrzehntelang keine Rolle. Erst nach der Studentenbewegung Ende der 1960er-Jahre änderte sich dies allmählich. Die wissenschaftliche Diskussion wandte seinen Blick weg von der großen politischen Geschichte hin zu einer Betrachtung „des kleinen Mannes“. In diesem Zusammenhang steht auch die Untersuchung des Mössinger Arbeiterdorfes durch das Institut für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen, aus der 1982 das Buch „Da ist nirgends nichts gewesen außer hier“ hervorging. Eine umfassende Rehabilitierung des kommunistischen Widerstands ist in der Bundesrepublik erst seit der Wende 1989 möglich.