Die Biographien der Hauptakteure der Mössinger Linken und des Generalstreiks lesen sich sehr unterschiedlich. Von Besonneneren wie Jakob Stotz und dem „Konsummaier“ bis zu radikalen Eiferern wie Hermann Ayen oder Martin Haap waren alle möglichen Charaktere vertreten. Eine große Übereinstimmung findet man in ihren beruflichen Hintergründen: viele waren Handwerker, in jungen Jahren auf Wanderschaft, später selbstständige Handwerksmeister, die – um über die Runden zu kommen - nebenher noch Landwirtschaft betrieben. Was sie antrieb, war der Traum von einem besseren Leben und einer egalitären Gesellschaft. Als Abgeordnete im Gemeinderat, in dem sie zusammen mit der SPD durch die gesamte Weimarer Republik ein Drittel ausmachten, trugen sie Bauprojekte wie die Kanalisation, das Baugebiet Hilb und das Gemeindebad mit. Die praktische Dorfpolitik lag ihnen sehr oft näher als die Vorgaben der KPD-Kaderpartei auf Reichsebene. Ab den 1930er-Jahren stand der Kampf gegen den Faschismus im Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit.
Jakob Stotz wurde am 28. Dezember 1899 als ältester Sohn eines Mössinger Metzgermeisters geboren. Politisch aktiv war schon sein Vater, der als Mitglied der liberalen Deutschen Demokratischen Partei 1919 in den Mössinger Gemeinderat gewählt wurde.
Jakob Stotz machte eine Lehre als Glaser und entwickelte sich während seiner Lehrzeit vom Sozialdemokraten zum Kommunisten. 1922 wurde er Vorsitzender des neu gegründeten Arbeitergesangvereins „Freiheit“. Mitte der 1920er Jahre baute Jakob Stotz, der inzwischen die Prüfung zum Glasermeister abgelegt hatte, ein Wohnhaus mit Glaserwerkstatt auf der Hilb, dem damals neu erschlossenen Wohngebiet an der heutigen Karl-Jaggy-Straße. Erst Ende der 1920er Jahre übernahm Glaser Stotz führende Positionen in der Mössinger KPD.
Beim Generalstreik am 31.1.1933 fungierte er als Organisator des Demonstrationszuges und marschierte mit an dessen Spitze. Jakob Stotz war wesentlich dafür verantwortlich, dass bei der Firma Burkhardt die Situation nicht eskalierte und sich der Demonstrationszug nach der Sperrung der Bahnhofstraße durch die Reutlinger Schutzpolizei auflöste. Für seine Beteiligung am Generalstreik an führender Position wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er fast zwei Jahre absaß. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte er sich als kommissarischer Bürgermeister zur Verfügung und übernahm damit eine wichtige Vermittlerrolle zwischen der Besatzungsmacht und der Mössinger Bevölkerung. Anschließend gehörte er dem beratenden Ausschuss an, war stellvertretender Bürgermeister und Gemeinderatsmitglied von 1946 bis 1948 und von 1951 bis 1955, danach zog er sich enttäuscht aus der Politik zurück. Nebenbei bekleidete er eine große Zahl gemeinnütziger Posten. So war er unter anderem Vorsitzender der Genossenschaftsbank, Vertrauensmann der Kreisbaugenossenschaft, Schulbeirat und stellvertretender Standesbeamter.
Im Jahre 1974 wurde Jakob Stotz als erstem Mössinger die Bürgermedaille der noch jungen Stadt verliehen. 1985 benannte man zum Andenken an den 1975 verstorbenen Jakob Stotz in Mössingen einen Platz nach ihm.
Martin Maier war 1933 der Vorsitzende der KPD-Ortsgruppe. Er gehörte dem Jahrgang 1899 an und war von Beruf Maler. In seiner Funktion als Parteivorsitzender wurde er am Morgen des 31. Januar 1933 von Genossen darüber informiert, dass in den umliegenden Orten wenig vom angekündigten Generalstreik zu bemerken sei. Daraufhin ließ sich Martin Maier mit dem Motorrad nach Reutlingen zum KPD-Unterbezirkschef Fritz Wandel fahren. Was dabei besprochen wurde, ist nicht bekannt. In der Folge jedoch kam Wandel nach Mössingen und trat als Redner vor der Pausa auf.
Wegen seiner Teilnahme am Generalstreik in führender Stellung wurde Martin Maier schließlich wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Landfriedensbruch zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Während seiner Haftzeit erkrankte er schwer und ihm musste der rechte Unterschenkel amputiert werden. Nach Verbüßung der Gefängnisstrafe zog er für vier Jahre nach Bodelshausen, kehrte dann wieder nach Mössingen zurück. Politisch trat er nicht mehr in Erscheinung.
Martin Maier wurde 1887 in Mössingen geboren, sein Vater war Rechenmacher und Landwirt. Er erlernte den Beruf des Wagners, den er ausübte, bis er 1921 hauptamtlicher Kassier des Mössinger Konsumvereins wurde. Man nannte ihn den "Konsum-Maier". Schnell expandierte das Konsumgeschäft und neben dem Stammladen gab es fünf weitere Filialen.
Martin Maier gehörte dem unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg in Mössingen gebildeten provisorischen Arbeiter-, Bauern- und Handwerkerrat an, der sich um die wirtschaftlichen und sozialen Belange der Bevölkerung in den ersten Nachkriegsmonaten kümmerte.
1919 zog Martin Maier mit vier weiteren Parteimitgliedern für die SPD in den neu gewählten Mössinger Gemeinderat ein, dem er bis 1933 angehörte. 1920 trat er von der SPD zur USPD über und Ende des gleichen Jahres zur neu gegründeten KPD. Martin Maier war ein guter Redner und trat oft bei Veranstaltungen der Mössinger Linken auf.
Maier wurde wegen seiner Beteiligung am Generalstreik zu acht Monaten Gefängnis wegen erschwerten Landfriedensbruchs verurteilt. Im Mai 1933 enthob man ihn seines Amtes im Konsumverein. Nach der Haftentlassung versuchte er deshalb, als Landwirt sein Auskommen zu finden.
1946 wurde Martin Maier für die KPD in den Mössinger Gemeinderat gewählt, dem er bis 1948 angehörte.
Hermann Ayen wurde 1877 in Mössingen geboren. Er war schon 1895 in die SPD eingetreten. Vor dem Ersten Weltkrieg arbeitete er einige Jahre in der Schweiz, wo er sich politisch weiter radikalisierte. Hermann Ayen war Schreinermeister mit einer eigenen kleinen Schreinerei in einem von ihm gebauten Haus auf der Hilb. Von 1919-1933 saß er im Mössinger Gemeinderat – zuerst für die SPD, ab 1922 für die KPD. Bis 1924 war er außerdem Vorsitzender der KPD-Ortsgruppe.
Hermann Ayen hatte zwei Söhne, Paul und Eugen, die in einem von politischen Diskussionen geprägten Umfeld aufwuchsen. Paul galt als radikal und kämpferisch. Er war bei den Turnern des Sportvereins aktiv und gehörte dem Kampfbund gegen den Faschismus an. Der Bruder Eugen hatte einen ruhigeren Charakter, er war seit 1926 Kinderturnwart und Mitglied im Trommler- und Pfeiferkorps. Alle drei Ayens waren beim Generalstreik dabei und riefen mit am lautesten die Parolen der KPD. Dafür wurden sie zu Gefängnisstrafen verurteilt. Hermann Ayen erhielt als einer der Rädelsführer wegen Vorbereitung zum Hochverrat eine Strafe von 2 Jahren Gefängnishaft, seine beiden Söhne saßen wegen schweren Landfriedensbruchs 1 Jahr bzw. 3 Monate ein.Paul Ayen beteiligte sich nach Verbüßung seiner Strafe an illegalen Flugblattaktionen und wurde dabei erwischt. Er konnte sich einer Verhaftung durch Flucht in die Schweiz entziehen. 1936 schloss sich Paul Ayen den Internationalen Brigaden an, die in Spanien gegen den Diktator Franco kämpften. Nach dem Sieg Francos flüchtete Paul Ayen erneut in die Schweiz, wo er bis zum Kriegsende blieb. Eugen Ayen wurde eingezogen und kam an die Ostfront, dort geriet er für 3 ½ Jahre in russische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg und der Wiederzulassung der Parteien, war Hermann Ayen sofort wieder politisch aktiv. Bei den ersten Gemeinderatswahlen in Mössingen wurde er Spitzenkandidat einer Liste, die sich links von der KPD einordnete. Auch Eugen gesellte sich nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft wieder zu den alten Parteifreunden. Weil er in Mössingen nicht mehr Fuß fasste, schloss sich Paul Ayen den Tübinger Kommunisten an.
1935 heiratete Emma Wagner, geb. 1912, den Mössinger Kommunisten Paul Ayen. Als schon wenige Wochen nach der Eheschließung in Mössingen illegale kommunistische Druckschriften gefunden wurden und eine der Spuren zu Emmas Mann führte, flüchtete dieser in die Schweiz und nahm später am Spanischen Bürgerkrieg teil. Zurück blieben Emma Ayen und der gemeinsame Sohn Kurt, der damals ein Jahr alt war. Die Gestapo führte bei ihr ständig Hausdurchsuchungen statt oder holte sie immer wieder von ihrem Arbeitsplatz bei der Firma Burkhardt weg. Obwohl die Verwandten, Nachbarn und Genossen Emma Ayen so gut sie konnten unterstützten, erlitt sie 1939 einen Nervenzusammenbruch und kam „zur Erholung“ auf den Heuberg. Dort verbrachte sie nahezu ein Jahr im Gipsbett – angeblich sollten damit ihr Hüftschaden und ihre Probleme mit der Wirbelsäule geheilt werden. Auf die Warnung einer Krankenschwester wegen akuter "Euthanasiegefahr" hin und in Sorge um ihr Kind setzte Emma Ayen alles daran, wieder nach Hause zu kommen, was ihr im Jahre 1941 schließlich auch gelang. Als ihr Sohn Kurt schwer erkrankte, traf sie ein weiterer Schicksalsschlag. Der zur Hilfe geholte Arzt gab dem Kind eine Spritze. Es verstarb kurze Zeit später. Die Mutter sprach immer von einem häuslichen Euthanasiemord an ihrem Kinde.
Die Hoffnung auf die Rückkehr ihres Mannes Paul, den sie 1936 bei einem heimlichen Besuch in der Schweiz das letzte Mal gesehen hatte, hielt sie am Leben. Doch Paul Ayen kehrte nach seiner Beteiligung am Spanischen Bürgerkriegs erstmal nicht mehr nach Mössingen zurück. Er hatte in der Schweiz eine Frau kennengelernt, mit der er ein gemeinsames Kind hatte. Als er nach dem Krieg nach Mössingen kam, ließ er sich von Emma scheiden.
Der verwitwete ehemalige Konsumkassier Martin Maier nahm sich Emma Ayens an und beschloss sie zu heiraten. Emma zögerte beim Heiratsantrag des wesentlich älteren Martin Maier, aber willigte schließlich ein. Aus der dörflichen Vernunftehe ging noch eine gemeinsame Tochter hervor.
Christoph Gauger wurde 1905 in Belsen als Sohn eines Schreiners geboren. Er arbeitete als Hilfsarbeiter in der Pausa und war Mitglied der KPD, der Roten Hilfe und der Revolutionären Gewerkschaftsopposition. Eine offizielle Funktion hat er in der KPD nie ausgeübt. Beim Generalstreik wurde er von den Pausamitarbeitern zum Vorsitzenden des betrieblichen Kampfausschusses gewählt, weil der Betriebsobmann Wagner gegen den Streik gestimmt hatte und der Vertreter des Textilarbeiterverbandes Otto Wick mit verstauchtem Fuß zu Hause im Bett lag.
Als Vorsitzender des Kampfausschusses verhandelte man 1933 gegen ihn wegen Hochverrats und erschwerten Landfriedensbruchs vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart. Er wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, die er zum großen Teil auf dem Hohenasperg bei Ludwigsburg verbrachte. Während seines Gefängnisaufenthalts lebte er in der Angst, vergiftet zu werden. So fütterte er mit seinem Essen, das er auf der Zelle bekam, immer zuerst eine dort lebende Maus, um sich zu vergewissern, dass das Essen genießbar sei. Nach dem Krieg lebte Christoph Gauger in Reutlingen und hatte dort eine Stelle als Heizer im Technikum. Der in seiner Freizeit begeisterte Jäger setzte 1971 seinem Leben mit dem eigenen Jagdgewehr ein Ende.
Otto Wick wurde 1883 in Eningen u. A. geboren. Er machte eine Lehre als Weber und leistete seinen Wehrdienst bei den Ulanen in Ulm ab. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in Belgien. 1920 trat er in die KPD ein und saß für diese Partei im Eninger Gemeinderat. 1928 zog er nach Mössingen und nahm in der dortigen Textilfabrik Pausa eine Stelle als Weber an. Ein Jahr später heiratete er in zweiter Ehe Berta Röcker.
Wick fand in der Mössinger KPD, in der er als Vorsitzender des Sport- und Kulturkartells eine wesentliche Rolle spielte, ein neues Betätigungsfeld. Außerdem war er Vertrauensmann der Textilarbeitergewerkschaft in der Pausa und trat immer wieder als Redner der Mössinger Linken in Erscheinung.
Während des Generalstreiks musste Otto Wick mit verstauchtem Fuß das Bett hüten, weshalb man ihn auch nicht auf der Liste der Angeklagten findet. Trotzdem landete Otto Wick im April 1933 als KPD-Mitglied auf dem Heuberg und verbrachte dort eine viermonatige „Schutzhaft“. Als er entlassen wurde, musste er sich ein halbes Jahr gedulden, bis die Pausa ihn wieder einstellte. Während des Nationalsozialismus trat er in die DAF (Deutsche Arbeitsfront – Einheitsverband der Arbeitgeber und Arbeitnehmer unter der Führung der Nationalsozialisten) ein, in der Hoffnung, dort weiter für die Rechte der Arbeitnehmer kämpfen zu können. Die Mitgliedschaft in der DAF haben ihm seine ehemaligen Genossen nicht verziehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Otto Wick der Entnazifizierungskommission an und war von 1948 bis 1958 hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär in Tübingen. 1952 wurde er als solcher vorübergehend suspendiert, weil er ein Flugblatt des westdeutschen Freiheitskomitees (einer KPD-nahen Organisation), das sich gegen die Atombewaffnung Deutschlands aussprach, nachdruckte und an Gewerkschaftsmitglieder verteilte. 1964 verstarb Otto Wick in Mössingen.
Fritz Wandel, geb. 1898 in Ebersbach/Fils, musste nach dem frühen Tod des Vaters als ältestes Kind einer Arbeiterfamilie mit 12 Jahren für den Lebensunterhalt der neunköpfigen Familie sorgen. In Reutlingen, in der die Familie seit Wandels zweitem Lebensjahr wohnte, war er seit den 1920er-Jahren als Maschinenarbeiter tätig. Er wurde Mitglied der Gewerkschaft und KPD. Wandel war ein guter Redner und wurde politischer Leiter des Unterbezirks Reutlingen, zu dem auch Mössingen gehörte. Seit 1931 saß er im Reutlinger Gemeinderat und war Vorsitzender des Erwerblosenausschusses.
Am 31. Januar 1933 trat er in Mössingen als Hauptredner auf und wurde im Hochverratsprozess zu 41/2 Jahren Haft verurteilt. Danach wurde er als „Schutzhäftling“ direkt ins KZ Welzheim, kurz danach nach Dachau verbracht. Erst 1943 kam er wieder frei. Als er es ablehnte, für die Gestapo Spitzeldienste zu übernehmen, wurde er im März 1945 zum „Bewährungsbataillon 999“ an die Ostfront gesandt. Dort gelangte er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1945 zurückkehrte. In seinem Bericht „Ein Weg durch die Hölle“ schrieb Wandel seine Erlebnisse nieder.
Nach dem Krieg saß er von 1945 bis 1948 für die KPD im Reutlinger Gemeinderat und war dritter Stellvertreter des Oberbürgermeisters Oskar Kalbfell. Als Leiter des Wohnungsamtes war er wesentlich am Wiederaufbau der Stadt Reutlingen beteiligt. Fritz Wandel starb 1956.
Jakob Textor wurde 1908 als Sohn eines Maurers und einer Fabriknäherin geboren. Er wurde schon früh mit linkem Gedankengut vertraut: Sein Vater stand der Sozialdemokratie nahe und der erste sozialdemokratische Mössinger Gemeinderat Konrad Wagner wohnte im Haus nebenan.
1924 schloss Textor eine Malerlehre ab. Arbeit fand Jakob Textor meist nur als Wander- und Saisonarbeiter. Zwischendurch war er immer wieder arbeitslos, was ihm auch die Zeit gab, aktiv am Bau der Mössinger Turnhalle mitzuwirken.
Der leidenschaftliche Sportler war Mitglied bei den Arbeiterradfahrern und -turnern, wo er der Akrobatengruppe angehörte. Sein nachhaltigstes sportliches Erlebnis war der Besuch der Arbeiterolympiade 1925 in Frankfurt. Bekannt wurde er in Mössingen durch seine sportliche Aktion, bei er zu den Reichstagswahlen im April 1932 auf den Kamin der Pausa kletterte und eine rote Fahne mit Hammer und Sichel hisste. Keiner getraute sich, die Fahne herunterzuholen, so dass der Heizer der Pausa schließlich solange schürte bis die Fahne verbrannte.
In der Nacht zum 31. Januar 1933 malte Textor das beim Streikzug mitgeführte Transparent mit der Aufschrift „Heraus zum Massenstreik“. Jakob Textor selbst marschierte mit zwei anderen dem Demonstrationszug voran, jeder trug eine rote Fahne. Bei der der Firma Burkhardt kletterte Jakob Textor mit einigen anderen über den Fabrikzaun und schwenkte die rote Fahne vor den Fenstern, um die Beschäftigten zur Teilnahme am Streik zu motivieren. Bei der Auflösung des Streikzugs flüchtete er wie alle anderen über die Felder nahe der Bahnhofstraße. Als er feststellte, dass ihn die Polizei nicht einholen konnte, rollte er wieder seine Fahne aus und schwenkte sie provokativ. Am nächsten Tag wurde Jakob Textor verhaftet, er kam ins Gefängnis nach Rottenburg und anschließend ins Landesgerichtsgefängnis nach Ulm. Im Juli 1933 wurde er zu acht Monaten Haftstrafe verurteilt.
Nach seiner Haftentlassung beteiligte sich Jakob Textor an der Verteilung illegaler Flugblätter gegen das Naziregime. Als er 1934 dabei erwischt wurde und sich aus der Sache herausreden konnte, stellte er seine politische Arbeit vorläufig ein. Nach fünf Jahren Kriegsteilnahme kehrte er 1945 nach Mössingen zurück und nach der Wiederzulassung der Parteien wurde er Mitglied der KPD. Mit dem KPD-Verbot 1956 beendete er sein politisches Engagement und zog sich ins Privatleben zurück.
Martin Haap, auch der „Zimmermann Haap“ genannt, wurde 1888 geboren. Er lernte das Handwerk des Zimmermanns und ging nach seiner Lehre auf Wanderschaft. Nur widerwillig zog er in den Ersten Weltkrieg. Als Soldat kam er mit sozialistischem Gedankengut in Berührung. Als er Anfang der 1920er-Jahre bei der Firma Daimler in Stuttgart arbeitete, kam er dort mit dem örtlichen Spartakusbund in Kontakt. Haap war an führender Stelle am Aufbau der Mössinger KPD beteiligt und trat bei Veranstaltungen des Öfteren als Redner auf. Haap wohnte wie viele Mössinger Linke auf der Hilb und hatte dort auch sein Zimmereigeschäft. Wie die meisten seiner Genossen betrieb er nebenher noch Landwirtschaft und nannte zwei Stück Vieh sein Eigen. Beim Bau der Langgass-Turnhalle führte er die Zimmereiarbeiten aus.
Zusammen mit seinen beiden Söhnen nahm er am Generalstreik teil und wurde zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt, die er im Gefängnis in Rottenburg absaß. Weil er sich gegen das Nazi-Regime geäußert hatte, kam er 1939 erneut ins Gefängnis. Besonders kritisch wurde es für ihn im Jahr 1944, als er von einem Hitlerjungen angezeigt wurde. Haap hatte sich despektierlich über deren militärische Übungen geäußert und wurde zum Tode verurteilt. Das Todesurteil ging auf dem Weg zur Bestätigung vor dem Volksgerichtshof Berlin in den Wirren der letzten Kriegsmonate verloren. Insgesamt saß Martin Haap während der NS-Zeit 42 Monate im Gefängnis oder im KZ.
Agnes Hartmeyer, Anna Renz und Agnes Saur waren die drei Frauen, die im Landfriedensbruchsprozess vor dem Landgericht Tübingen wegen ihrer Beteiligung am Generalstreik zu Haftstrafen verurteilt wurden.
Agnes Hartmeyer, geb. Hoyer wurde 1901 in Mössingen geboren und war als Fabrikarbeiterin in der Pausa tätig. Am 31. Januar 1933 stimmte sie gegen den Streik, schloss sich dann aber nach der positiven Abstimmung dem Streikzug an. Als die Streikenden zur Trikotweberei Merz gelangten, blieb sie im Hof stehen, marschierte danach aber weiter bis zur Buntweberei Burkhardt. Sie wurde zu 4 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt.
Anna Renz, geb. Wagner, wurde 1902 in Mössingen geboren. Sie war Fabrikarbeiterin in der Pausa und stimmte ebenfalls gegen den Streik. Auch sie zog dennoch mit und drang dann auf dem Fabrikgelände der Firma Merz mit in den Nähsaal ein. Dort verhielt sie sich wohl zurückhaltend und zog danach noch weiter bis zur Burkhardt’schen Fabrik. Für ihre Streikbeteiligung erhielt Agnes Hartmeyer eine Haftstrafe von 4 Monaten, Anna Renz von 3 Monaten. Beide saßen zudem zeitweise in „Schutzhaft“ im KZ Gotteszell bei Schwäbisch Gmünd.
Die Hausfrau Agnes Saur, geb. Föll wurde 1893 in Mössingen geboren. Beim Eindringen in die Merz’sche Fabrik soll sie überaus aktiv daran beteiligt gewesen sein, die dortigen Fabrikarbeiterinnen zum Streik zu bewegen. Im Urteil war zu lesen: „Sie drohte den Mädchen, sie bekommen Schläge, wenn sie nicht hinausgehen und blieb bis der Saal geleert war.“ Saur behauptete dagegen, ihre Zurufe seien ganz im Gegenteil an die eingedrungenen Männer gerichtet gewesen, was das Gericht jedoch nicht gelten ließ. Sie erhielt eine Gefängnisstrafe von 7 Monaten.